TRAUEN, VERTRAUEN

Neben Fachpublikationen im Film-Bereich veröffentlicht Brigitte Tast seit 1977 Fotogeschichten, Foto-Text-Kombinationen in Buchform. Zeitweise zusammen mit ihrem Mann, Hans-Jürgen Tast, so beispielsweise "Frances Farmer", "Marion Michael" und "Verwildert", teilweise allein, zum Beispiel "Schöne Verlierer" und "Basel SBB".
Seit 1984 erstellt sie darüber hinaus auf die Betrachter äußerst intensiv wirkende Diageschichten. "Da ich gemerkt habe, wie wichtig es mir ist, nicht nur meine Arbeiten, sondern auch mich selbst fremden Blicken auszusetzen. Hinzu kommt aber noch die Faszination für das große Bild, das sich aus dem Dunkel des Raumes entfaltet."

Um dies zu verstärken, dieses Zeigen vor fremden Augen, hat die Autorin in all ihren Diageschichten auch noch zusätzlich als Darstellerin mitgewirkt. Manchmal ist sie dabei nur auf ein paar wenigen Bildern zu sehen, wie z.B. in "Rechts herum, links herum" und "Schöne Verlierer", manchmal hat sie aber auch die Hauptrolle übernommen, so in "Sommerhauptstadt".
"Trauen, Vertrauen" ist nun die erste Diageschichte von ihr, in der die Künstlerin auf keinem einzigen Foto zu entdecken ist. Wenn jemand dadurch nun annimmt, dass Brigitte Tast jetzt nicht mehr so viel von sich präsentieren möchte, so irrt er sich. Sogar ziemlich. "Trauen, Vertrauen" ist ihre bislang wohl persönlichste und offenste Diageschichte.

Mit ihrer Offenheit geht sie dabei manchmal weiter, als viele andere Künstler/innen es wagen würden. Sicherlich weiter auch, als manche Zuschauer/-innen es hören möchten. Ihre Beobachtungen beim Fotografieren und deren Ergebnisse zuzugeben, gerade bei Auf­nahmen von Frauen und Mädchen, fiel ihr wahrscheinlich selbst auch nicht immer leicht. Ebenso ihre Überlegungen über ihre Eifersucht, ihre Fluchtversuche, ihre noch nicht verwirklichten Wünsche und Pläne. Umso mehr kann man/frau als Zuschauer/in froh darüber sein, dass sie es dennoch getan hat. Und dass sie dabei anscheinend keine Angst vor Be- und Verurteilungen hatte, - übrigens genau wie die anderen in dieser Geschichte vorkommenden, realen Personen. (...)
(Elvira Rehnberg)

"Jutta lacht sich halb kaputt,
strahlt in die Kamera.
Übermütig
lässt sie sich in die Kissen fallen.
Der Fotoapparat kann nicht
schnell genug sein.

Auch dieses Bild mit Susann
wirkt auf mich ziemlich behaglich,
auch nahe und privat.
Ähnlich wie das mit Jutta.
Eigentlich möchte ich
schon einmal wissen,
was andere über diese Fotos denken.

Wildheit und Lebendigkeit.
Wohlige Wärme.
Direkter Blickkontakt.
Keine Angst vor Nähe.
Keine Angst davor,
angeschaut und fotografiert zu werden.
Mädchen,
die sich auf ihre Kraft einlassen,
sich etwas trauen, sich ganz anvertrauen.

Gerne würde ich darüber sprechen,
ob diese Fotos auch für andere
etwas Besonderes sind.
Ob sie sich positiv abheben.
Sind Mädchen und ihre Eigenheiten
so besser dargestellt?
Zeigen sie auf diesen Porträts
mehr von ihrer Persönlichkeit,
ihrer Stärke
und ihrem Selbstbewusstsein?"
(Text-Auszug)

Eine Diageschichte von Brigitte Tast

D 1986-87; 48 S/W-Dias; ca. 3o min.;
von der Autorin persönlich eingelesener Text;
Buch u. Regie: Brigitte Tast;
Fotografie: Brigitte Tast, Hans-Jürgen Tast;
Darstellerinnen:
Jutta Bobbe, Susann Weidtke, Susanne  Vogt, Karin Dittrich, Ida Schroeder, Daniela Schödel, Patricia Malzfeldt;

Uraufführung:
Frauenfilmfestival "femme totale", Dortmund,
Donnerstag, 3o. April 1987, 15.oo h

Die Diageschichte wurde mit dem kompletten Text und allen Fotografien im Bildband "Modell Gehen" abgedruckt.

 

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